Deutschland hat einen hohen Bedarf an klimafreundlichem und vor allem bezahlbarem Wohnraum. Das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen wird jedoch angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in diesem Jahr nicht mehr zu erreichen sein. Gestiegene Kosten für Baumaterialien in Folge des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, höhere Zinsen und fehlende Fachkräfte haben die Wohnungs- und Bauwirtschaft und ihre Investitionen massiv gebremst. Die Zahl der neu erteilten Baugenehmigungen ist in diesem Jahr überdurchschnittlich gesunken, sodass 2023 voraussichtlich nur 245.000 neue Wohnungen gebaut werden können.

Nachdem der Bundeskanzler am Montag zu einem Bau-Gipfel mehr als 30 Verbände sowie Vertreter von Ländern und Kommunen zum sogenannten „Bündnis-Tag zum bezahlbaren Wohnraum“ eingeladen hatte, hat die Bundesregierung 14 Maßnahmen beschlossen, die der Baubranche bereits kurz- und mittelfristig helfen sollen. Im Zentrum stehen drei Aspekte:

1. Die Beförderung von Investitionen

👉Sozialen Wohnungsbau: Die Bundesregierung hat vorgeschlagen, den Ländern im Zeitraum von 2022 bis 2027 Programmmittel in Höhe von insgesamt 18,15 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Jeder Euro des Bundes wird aktuell durch rund 1,50 Euro der Länder kofinanziert. Bei Fortführung dieser bisherigen Komplementärfinanzierung stehen damit gesamtstaatlich rund. 45 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau bis 2027 zur Verfügung.
👉Genossenschaftliches Wohnen: Im Oktober 2022 startete zudem eine neu angelegte Bundesförderung für genossenschaftliches Wohnen. Der Bundeshaushalt 2024 sieht vor, diese finanziellen Mittel noch einmal deutlich zu erhöhen.
👉Bund-Länder-Programm „Junges Wohnen“. Vor allem für Azubis und Studierende müssen die ersten eigenen vier Wände bezahlbar sein. Jedoch ist günstiger Wohnraum für junge Menschen in Ausbildung knapp oder kaum vorhanden. Im Jahr 2023 stehen von den Bundesmitteln für den sozialen Wohnungsbau erstmalig 500 Millionen Euro zur Verfügung.
👉Wohneigentumsförderprogramm für Familien: Familien mit geringen bzw. mittleren Einkommen und minderjährigen Kindern profitieren von der Förderung durch zinsverbilligte Kredite (Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind im Haushalt und einem max. zu versteuernden Jahreseinkommen von nun 90.000 Euro (zzgl. 10.000 Euro für jedes weitere Kind)
👉Neubau-Förderprogramme: Programm Klimafreundlicher Neubau (KFN) legt Fokus weg von der reinen Energieeffizienz hin zum ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes. Das Förderprogramm erfreut sich großer Beliebtheit. Bis zum 31. August 2023 wurden 23.260 Wohneinheiten gefördert.

2. Die Beschleunigung von Verfahren

👉Das Deutschland-Tempo braucht es auch beim Bau. Insofern ist es wichtig, hier Bremsen zu lösen, den Wohnungsbau digitaler zu planen und einfacher zu genehmigen. Das BMWSB hat sich im Bündnis bezahlbarer Wohnraum zur Beschleunigung bekannt und u. a. einige Maßnahmen umgesetzt bzw. angestoßen (z. B. Digitalisierung der Bauleitplanung oder dem digitalen Bauantrag)

3. Die Begrenzung von Baukosten

👉Serielles und modulares Bauen ermöglicht durch die Vorproduktion von Bauteilen Zeitersparnis sowie reduzierte Baukosten bei gleichzeitig hoher architektonischer und städtebaulicher Qualität. Mit der Einrichtung einer Geschäftsstelle Serielles Bauen und Sanieren bei der Bundesstiftung Bauakademie (BSBA) und einer Neuauflage der GdW-Rahmenvereinbarung treibt die Bundesregierung zusammen mit der Bau- und Wohnungswirtschaft zukunftsweisende Projekte des seriellen und modularen Wohnungsbaus voran.