Erst vor knapp zwei Wochen wurde der Schlüssel für den Flachwassersimulator Sandra II an das Schiffer-Berufskolleg Rhein übergeben.

Ein Projekt, für das sich der Duisburger Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir (SPD) in den vergangenen Jahren stark gemacht hat. 1,6 Millionen Euro Bundesmittel flossen dank ihm nach Duisburg. Der Simulator ist nur einer der vielen Gründe, weshalb Duisburg ein deutschlandweit bekannter Binnenschifffahrtsstandort ist. Trotzdem scheint Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) keine Notwendigkeit darin zu sehen, den Standort personell zu stärken.

„Duisburg ist im Binnenverkehr als größter Binnenhafen Europas und unter anderem durch die Duisburger Hafen AG Dreh- und Angelpunkt der Schifffahrt. Gleich drei Schulungsinstitute für die Weiterbildung von Binnenschiffern befinden sich in der Stadt. Das ist deutschlandweit einmalig, Duisburg ist Schulungsort Nummer 1. Alle Auszubildenden der Binnenschifffahrt werden in Deutschland auf dem Schulschiff-Rhein in Homberg praktisch ausgebildet. Neuerdings steht der Prüfungssimulator Sandra II in Duisburg ab 2022 betriebsbereit und wird sogar von Kunden aus dem europäischen Ausland genutzt werden. Ich kann gegenüber der geplanten Personalmaßnahmen unseres Verkehrsministers nur Unverständnis äußern.“, so Özdemir. „Der Verkehrsminister muss zwingend dafür Sorge tragen, dass ausreichend Mitarbeiter zur Verfügung stehen und eine Verlagerung der Aufgaben an andere Standorte unterbleibt: Duisburg hat schließlich bewiesen, dass hier genau der richtige Ort für sämtliche Belange der Binnenschifffahrt ist“, so Özdemir weiter.

Zu der Problematik im Detail: Das Dezernat S10 „Befähigungswesen“ ist zuständig für Berufsweiterbildungsprüfungen, wie z.B. dem Binnenpatenterwerb, dem Radarpatenterwerb oder auch der ADN-Sachkunde für die Binnenschifffahrt. Alle Prüfungen werden vor Ort in Duisburg durchgeführt, obwohl es auch noch weitere Standorte, wie z.B. Magdeburg oder Kiel gibt. Es werden zwei Mitarbeiter beschäftigt, die Büros in einem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt nutzen. Die Aufgabenfülle und Komplexität, die auf den beiden Bearbeitern liegt, ist so groß, dass kein ausreichender Service mehr vor Ort angeboten werden kann. Dies trägt monatelange Wartezeiten zur Folge, wodurch die Wirtschaft nicht mehr zeitnah mit gültigen Dokumenten ausgestattet werden kann. Darüber hinaus wird sich das Arbeitspensum vermutlich verdoppeln, da in Duisburg alle zukünftigen Schiffsführerinnen und -führer in Deutschland (und ggf. Interessierte aus dem Ausland) praktisch am Simulator Sandra II geprüft werden sollen. Trotzdem ist eine Verlagerung von Aufgabenpaketen zu der Zentrale nach Bonn geplant.

Dazu Mahmut Özdemir: „Das Dezernat S10 in Duisburg aufzustocken, wäre nicht nur für die Stadt Duisburg, sondern auch für die Kundschaft von hoher Relevanz. Ich kann nicht verstehen, wieso Herr Scheuer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer lieber regelmäßig von Bonn nach Duisburg pendeln lässt, anstatt sie vor Ort einzusetzen. Ich blicke seiner Antwort mit Spannung entgegen.“